Adventszeit im Hochsommer

Morgen ist der 1. Dezember. Es weihnachtet bald. Aber wie komme ich bei täglich 30 Grad Hitze und Sommerfeeling in Adventsstimmung? Ohne Kinder würde ich die Adventszeit einfach verdrängen, täglich schwimmen gehen und auf dem Liegestuhl Pisco Sour trinken und Bücher verschlingen (so schön wäre das Singledasein).

Mit Kindern wäre es jedoch eine Sünde. Mein bald vierjähriger Sohn begreift dieses Jahr erstmals so richtig, was Weihnachten ist. Als ich beim gestrigen Weihnachtsbaumschmücken das Leuchten in seinen Augen sah, wusste ich, dass wir es so richtig auskosten müssen (in Chile muss der Baum am 1. Dezember fertig geschmückt sein). Mit Adventskalender, Weihnachtsgeschichten, Liedern, Grittibänz, Kerzli, Guetsli und Christkind.

Aber nun fangen die Schwierigkeiten an. Woher kriege ich all diese Sachen? Wie vereinbaren wir die chilenischen und die Schweizer Brauchtümer?

In Chile kommt nämlich am 24. Dezember um Mitternacht der „viejito pascuero“ (Samichlaus) und bringt die Geschenke. Die Kinder gehen um Mitternacht auf die Strasse, um ihn zu suchen und wenn sie heimkommen, hat er die Geschenke gebracht. Kommt bei uns jetzt der Samichlaus oder das Christkind? Und wie soll ich meine Kinder bis Mitternacht wachhalten?

Der Samichlaus kommt aber doch schon am 6. Dezember? Für Verwirrung ist gesorgt. Wir sehen dann, wer es von der Schweiz bis nach Chile schafft.

Adventskalender mit Geschenkli hat zum Glück die Tante für beide Kinder aus der Schweiz geschickt. So entfällt für mich dieser „Stress“. Eine Kalender mit Türchen und Schokolade habe ich sogar im Supermarkt gefunden. Leider ist die Schokolade bei den hiesigen Temperaturen ziemlich weich und er muss wohl im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Weihnachtsbüechli auf deutsch finde ich in der Bibliothek des Goethe Instituts. Zu meiner Freude ergattere ich ein Tiptoi Buch mit Weihnachtsliedern und ein schönes Adventsgeschichtenbuch. Das blöde ist nur, dass alle Erzählungen in Schnee, Nässe und Kälte spielen. Verrückt, wie die Temperaturen der Südhalbkugel in den Weihnachtsgeschichten vernachlässigt werden. Einzig im Weihnachtslied Tiptoi erscheint ein Samichlaus auf dem Surfbrett.

Beim Guetslibacken werden wir schwitzen und uns nacher im Pool abkühlen. Aber Lust auf Guetsli und vorallem Teig haben wir immer. Die Guetslisorten sind halt je nach verfügbaren Zutaten eingeschränkt. Viele Zutaten bekommt man neuerdings bei einer Deutschen, die solche Sachen wie Vanillezucker und Lebkuchengewürz importiert.

Auf unserer selbstgebastelten Adventsspirale zünden wir ab morgen jeden Tag ein Kerzlein an – so kommt hoffentlich auch bei mir bald Weihnachtsstimmung auf.

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